Kraftwerk Klingnau: Umweltverbände fordern Verbesserungen
Das Kraftwerk Klingnau beeinträchtig den Aare-Lebensraum in vielfältiger Art und Weise. Die Umweltverbände Aqua Viva, BirdLife, Pro Natura, Fischerei-Verband und WWF haben deshalb gemeinsam Einsprache gegen die Neukonzessionierung erhoben und fordern umfangreichere Ersatzmassnahmen.
Bis 2015 betrieb ein Konsortium aus RWE, Axpo, AEW, BKW und Alpiq das Kraftwerk Klingnau. Der Kanton entschied sich jedoch, die Konzession für diesen Betreiber nicht zu verlängern und das Kraftwerk heimfallen zu lassen. Das heisst, der Kanton übernahm nach Ablauf der Konzession 2015 das Kraftwerk und vergab neu an die Aarekraftwerk Klingnau AG, ein Konsortium aus Axpo und AEW. Dass das Kraftwerk weiter betrieben werden soll, ist unbestritten. Es stellt sich jedoch die Frage, welche Umweltmassnahmen als Ersatz für die Beeinträchtigung des Aare-Lebensraums umgesetzt werden müssen.
Auen und Altläufe zerstört
Das Kraftwerk wurde von 1931 bis 1935 in die bereits kanalisierte Aare gebaut. Auf beiden Seiten des Flusses bestanden jedoch noch grosse, wertvolle Auenlebensräume und Altläufe, welche durch den Stausee des Kraftwerks zerstört wurden. Im Aarelauf selber verschwanden Kiesbänke, die Fliessdynamik wurde gestoppt und die durchgehende Längsvernetzung Aare-Rhein wurde unterbrochen. Seither müssen abwärtswandernde Fische durch die Kraftwerksturbine schwimmen, was eine hohe Verletzungs- und Mortalitätsgefahr mit sich bringt. Wasserkraftwerke und Wehre hindern Wanderfische daran, geeignete Laichplätze zu finden und sind ein wesentlicher Faktor, der zum Aussterben des Lachses in der Schweiz geführt hat.
Ungenügende Ersatzmassnahmen
Mit der Neukonzessionierung wird dieser Zustand für Jahrzehnte gefestigt und das vorhandene Potenzial zur Revitalisierung des Aare-Lebensraums blockiert. Daher sind bei einer Neukonzessionierung umfangreiche Ersatzmassnahmen notwendig, um die Beeinträchtigung durch das Kraftwerk auszugleichen. Die Betreiberin und Gesuchstellerin Aarekraftwerk Klingnau AG will sich jedoch um die Pflicht zum Ersatz drücken und behauptet, Ersatzmassnahmen seien beim Kraftwerk Klingnau freiwillig. Sie einigte sich in Verhandlungen mit dem Kanton, welche Massnahmen sie «freiwillig» erstellen sollen. Aus Sicht der Umweltverbände reichen diese Massnahmen bei weitem nicht aus, um die Beeinträchtigung zu kompensieren.
Forderungen der Umweltverbände
Der WWF und weitere Umweltverbände haben Einsprache erhoben und fordern weitere Ersatzmassnahmen. Der Klingnauer Stausee und seine Seitengewässer haben ein hohes ökologisches Potential zur Aufwertung, welches genutzt werden muss. Bei den geplanten Revitalisierungen von Leuggernbach und Sickerkanälen sind zusätzlich zu den vorgesehenen Instream-Massnahmen eine Verbreiterung und Dynamisierung der Bachgerinne umzusetzen. Zudem braucht es ökologische Aufwertungsmassnahmen im Leuggernfeld, eine Sanierung des verlandeten «Tiefenwasser Grien» und die Revitalisierung des Binnenkanals. Zudem muss etwas gegen die weitere Verlandung des Stausees unternommen werden, um das Wasser- und Zugvogelreservat von internationaler Bedeutung zu erhalten.
Tonja Zürcher, Geschäftsleiterin WWF Aargau