Exkursion zu den Dohlenkrebsen
mit dem Flusskrebs-Experten Thomas Stucki (Leiter Sektion Jagd und Fischerei, Kanton AG)
An einem Spätsommerabend dürfen sich die Exkursionsteilnehmer mit einem der selten gewordenen Bewohner unsere Bäche – dem Dohlenkrebs – bekannt machen. An dem Zusammenfluss von Staffeleggbach und Stierhöfbach in Gemeinde Densbüren werden wir vom Flusskrebs-Experten Thomas Stucki (Leiter Sektion Jagd und Fischerei, Kanton AG) willkommen geheissen. Bevor es auf die Suche nach den gepanzerten und nachtaktiven Tieren geht, erfahren wir viele interessante Informationen und aktuelle Erkenntnisse zur heutigen Lage der Flusskrebse in der Schweiz.
Hier zu Lande kommen insgesamt sieben Krebsarten vor – drei einheimische der Dohlenkrebs (Austropotamobius galliges), Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) und Edelkrebs (Astacus astacus) sowie vier durch den Menschen eingeführte Arten, die durch ihr invasives Verhalten die einheimischen Krebse verdrängen – der Galizischer Sumpfkrebs (Astacus leptodactylus), Roter Amerikanischer Sumpfkrebs (Procambarus Clarkie), Kamberkrebs (Orconectes limosus) und Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus).
Hier im Staffeleggbach scheint die Welt für den Dohlenkrebs noch in Ordnung zu sein – sauberes Wasser, unverbautes Ufer sowie strukturreiche Sohle. Nichtsdestotrotz ist auch diese Population verletzlich, denn Krebse sind sensible Tiere. Eine plötzliche Verschlechterung der Wasserqualität oder eine negative Veränderung des Lebensraumes kann den Tieren schwer zusetzen. Zusätzlich macht den einheimischen Arten die Krebspest zu schaffen. Ein durch die Neuankömmlinge eingeschleppter Pilz, gegen den unsere Krebse im Gegensatz zu den Fremdlingen keine Immunität besitzen und der zur Auslöschung der gesamten Population führen kann. Die Übertragung passiert nicht nur durch den direkten Kontakt, sondern auch durch den Menschen z. B. bei der Benutzung von Angelutensilien.
Bei der Dämmerung, ausgestattet mit Gummistiefeln und Stirnlampen, geht die Kennenlernrunde los. Vorerst lassen die Dohlenkrebse auf sich warten. Kaum ist die Dunkelheit eingebrochen, wird es im Bachbett sichtlich lebendig. Die Krebse verlassen ihre Verstecke zur Futtersuche oder zu Fortpflanzungszwecken am Herbstbeginn, bis die Winterruhe einbricht. Wir werden vorerst sensibilisiert, wie ein Flusskrebs zu fangen ist, um beiderseitigen Verletzungen vorzubeugen und wie lange höchstens ein Krebs ausserhalb seines Lebenselements bleiben darf, ohne ihn zu stark zu stressen. Gespannt schauen alle Herren Stucki zu, wie er vorsichtig das erste Exemplar aus dem Wasser holt.
Es ist ein Weibchen und die Teilnehmer lernen anschaulich die wichtigsten Erkennungsmerkmale der Geschlechtsbestimmung und dürfen sich ebenso mit den Bestimmungsmerkmalen zwischen den Arten bekannt machen bzw. sie ertasten wie den für den Dohlenkrebs typischen Dornen hinter der Nackenfurche. Weitere interessante Beobachtungen, die auf das rege Leben eines Flusskrebses hinweisen, bleiben uns nicht verborgen. Das Weibchen zeigt zwei unterschiedlich grosse Scheren, was darauf schliessen lässt, dass das Tier einer seiner Scheren z. B. durch eine Fischattacke verloren hat. Die Krebse besitzen die Möglichkeit, mit der Häutung diese wieder zu ersetzen, bis das verloren gegangene Glied die ursprüngliche Grösse erreicht.
In totaler Dunkelheit, aber voller Impressionen und faktenreicher zum Thema Flusskrebse verabschieden wir uns vom Exkursionsleiter Thomas Stucki. Im Namen von WWF Aargau möchte ich an dieser Stelle erneut einen herzlichen Dank für den sehr informativen und anschaulichen Anlass aussprechen!