Naturwaldreservat Ampflete-Besserstein-Langhalde
Zwischen dem grossen Steinbruch und den Rebhängen im sonnigen Villigen wurden 2005 die Waldungen der Ortsbürgergemeinde an den steilen Abhängen als Naturwaldreservat ausgeschieden. Es handelt sich um arten- und strukturreiche Wälder mit weniger forstlichem, aber hohem ökologischem Wert.
Am 1. Okt 2022 fand unter der kompetenten Führung von Steffie Burger (Sektion Walderhalt des Kantons Aargau) und Oliver Frey (Villiger Förster) eine 2 stündige Führung durch das eindrückliche Waldreservat statt. Das grosse Wissen der beiden Leitenden half deutlich gegen das regnerische Wetter und machte die kurze Wanderung am Hang von Villigen bis hoch zur Ruine Besserstein zu einem Erlebnis.
Früher hiess es - hier lebt wohl ein fauler Förster - wenn der Wald nicht überall schön aufgeräumt erschien. Heute weiss man, dass in einem natürlichen Wald auch ein grosser Anteil Totholz vorhanden sein muss. Genau dieses bildet die Grundlage für eine hohe Biodiversität. Hier leben Pilze und Käfer wie im Schlaraffenland. Dieser Waldteil wird zwar möglichst in Rughe gelassen und es werden keine Wege zum Abtransport von Holz geschlagen. So hat dafür der eifrige Förster mehr Zeit, sich um den übrigen Teil des Reservates zu kümmern. Der Klimawandel mit den steigenden Temperaturen und vor allem der Wasserknappheit erzeugt zusätzliche Aufgaben. Es müssen neue Baumsorten evaluiert und angepflanzt werden und zudem müssen diese auch zum kargen Boden passen. Grundsätzlich werden Bäume um zu überleben mit sehr wenig Wasser zu Rande kommen. Ein wunderbares Beispiel davon ist diese alte Flaumeiche im Bild:
Aber nicht nur Bäume müssen besonders gepflegt werden - auch der Waldrand oder der Wegrand braucht besondere Beachtung. Hier wurde der Wald zurückgestutzt, die Böschung freigelegt, mit dem Ziel eine ganz besondere Pflanze anzusiedeln : die Bergkronwicke.
Diese Pflanze ist ganz wichtig für das Bergkronwicken-Widderchen (Zygaena fausta), das im Aargau beinahe ganz ausgestorben ist. Nur ein einzelnes Vorkommen wurde 2013 noch dokumentiert.
Die Familie der Widderchen (Zygaenidae) beinhaltet bunte, tagaktive Nachtfalter. Die Bestände einiger Arten dieser Familie haben in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten dramatisch
abgenommen und sind stark gefährdet . Auf der Liste der National Prioritären Arten der Schweiz stehen fünfzehn Widderchen-Arten (von insgesamt 33 in Mitteleuropa bekannten Arten), die dringend auf Schutzmassnahmen angewiesen sind. Ein Hauptgrund für den Rückgang der Widderchen ist der Verlust an geeigneten Habitaten, einerseits wegen der zunehmenden Verbuschung und andererseits durch die zu intensive Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden.
Der kleine Eingriff an der Strassenböschung hat hoffentlich ganz grosse positive Auswirkungen - nicht nur auf das Bergkronwicken-Widderchen sondern auch auf viele andere ähnliche so unscheinbare und doch wichtige Tiere.
Wir vom WWF Aargau und sicher auch alle Teilnehmenden am Ausflug danken der Leiterin und dem Leiter für ihren wasserdichten und kompetenten Einsatz
Markus Käch
Co-Präsident WWF Aargau