Wir werfen zu viele Nahrungsmittel weg
Lebensmitteltechnologin Sophia Graupner verlangt ein Schulfach «Food»
Ein Drittel aller Produkte aus der Nahrungsmittelwertschöpfung geht verloren. Das ist nicht nur für die Umwelt schlecht, sondern auch für den Geldbeutel, wie die Lebensmitteltechnologin Sophia Graupner im Naturama ausführte. Sie hat auch das Start-Up «Hängry Foods» mitbegründet, das der Schweiz helfen will, das Ziel der Sustainable Development Goals einzuhalten, welches vorgibt, den Food Waste bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent zu verringern. Food Waste steht für das Wegwerfen von Lebensmittel, die eigentlich zum Verzehr geeignet und vorgesehen wären.
Haushalte zuoberst
Die Landwirtschaft selber ist verantwortlich für 13 Prozent des anfallenden Food Waste, in dem im Hinblick auf stets volle Verkaufsregale zu viel produziert wird. 27 Prozent entfallen auf die verarbeitende Industrie, 14 Prozent auf die Gastronomie und – erstaunlicherweise – nur gerade 8 Prozent auf den Gross- und Detailhandel. Der grösste Anteil an Food Waste, nämlich 38 Prozent, entfällt auf die Haushalte. Wie Graupner erklärte, zählt auch die Verwendung von Überschüssen als Tierfutter zum Food Waste. «Solange Menschen noch Hunger leiden, stellt sich die Frage, ob es zu verantworten ist, Lebensmittel an Tiere zu verfüttern, die dann wiederum Nahrungsmittel sind.»
Die Gründe, die zu Food Waste führen, sind nicht so klar und eindeutig zu benennen. Eine Untersuchung zeigt aber auf, dass neben zu gross eingekauften Mengen es oft an Wissen über Lebensmittel fehlt. So werden Nahrungsmittel zu oft fortgeworfen, obwohl sie noch problemlos geniessbar wären. Negativ wirkt sich auch die «Dauerverfügbarkeit» von allen Lebensmitteln aus. Schliesslich fordert Graupner ein Schulfach, das Ernährungsbildung beinhaltet. «In meiner Schulzeit habe ich den 2. Weltkrieg wohl fünfmal durchgekaut. Das war wichtig. Aber auch wichtig wäre es für das Leben heute, etwas über die Ernährung zu lernen».
Eines steht für Graupner über allem: «Mit jedem Kauf treffen wir eine Entscheidung. Es gilt, als Konsument Verantwortung zu übernehmen.»
Eddy Schambron
Vorstand WWF Aargau