Wald ist mehr als eine Grosse Anzahl Bäume
Aargauer Waldsymposium zum Klimawandel
Rund 130 Waldfachleute, Waldeigentümer:innen und interessierte Laien reisten nach Suhr, um mehr darüber zu erfahren, wie das Klima den Wald verändert. Zum Anlass eingeladen hatten die Abteilung Wald des Kantons Aargau und das Naturama.
Die Veranstaltung mit ihrem Dutzend Rednerinnen und Rednern sei «kein Kongress», wie Marcel Murri von der Abteilung Wald des Kantons Aargau in seiner Begrüssung betonte, «sondern ein Symposium.»
Es solle dazu einladen, «in einem würdigen Rahmen miteinander zu reden, zu denken, zu philosophieren.»
Das Symposium wolle keine Rezepte liefern, sondern Inspiration vermitteln und Mut machen, auch einmal zu sagen: «Ich weiss es nicht.»
Verschiedene Aspekte
Angesprochen wurde verschiedenes: Perspektive gewinnen anhand des Stadions, das Klaus Littmann 2019 mit einer Kunstintervention bespielte. Es wetteiferten jedoch keine Athletinnen und keine Athleten. Vielmehr stockte im Klagenfurter Wörthersee-Stadion ein Wald aus 300 Bäumen, wie Antonia Ulmann von der Abteilung Wald zeigte.
Aus den Tiefen des Weltalls berichtete der Wissenschaftsjournalist und Klimaforscher Arian Bastani. Von der heissen Venus aus betrachtet sei die Erde ein «schier unglaublicher Glücksfall». Aus der dunklen Vergangenheit beleuchtete die Paläobotanikerin Lucia Wick mit Pollenanalysen die mittelländische Vegetation der letzten 11 000 Jahre. Aus mittlerer Distanz beurteilte Ueli Meier, Leiter des Amts für Wald beider Basel, mittels einer Studienreise durch den Süden Europas die Zukunft der Buche.
Ein halbes Leben beschäftigte sich Norbert Kräuchi, Leiter der Abteilung Landschaft und Gewässer des Kantons Aargau, mit dem Thema Wald und Klima. Peter Brang, Waldökologe an der WSL, stellt fest, dass ohne Bäume kein Wald möglich ist und fokussierte sich auf die neusten Erkenntnisse seit dem 2016 erschienen Buch «Wald im Klimawandel».
Wald ist mehr als Bäume, stellte sein Kollege Kurt Bollmann von der WSL fest und machte gewissermassen einen Schritt in den Wald hinein, indem er zeigte, was der Klimawandel für das komplexe Ökosystem als Ganzes bedeutet.
Eine von 20 000 Arten ist der Mensch, auch für ihn ist der Wald von herausragender Bedeutung. Dies belegteder Neuropädiater Markus Weissert mit einer eindrücklichen Sammlung von Bespielen. Mehr Wald verlangte der Landschaftsökologe André Stapfer und zeigte was Wald alles auch noch ist. Aus Erfahrung rief Urs Gsell, Revierförster und Leiter des Forstbetriebs Muhen-Hirschthal-Holziken, zu Mut zur Gelassenheit auf. Kopf und Bauch braucht es für kluge Entscheide gemäss Lukas Schmid, Leiter des Instituts für Innovation, Design Engineering an der Ostschweizer Fachhochschule OST.
Drei Pfeiler geben Halt
Den Abschluss des Symposiums machte Fabian Dietiker, Leiter der Abteilung Wald des Kantons Aargau. Er identifizierte drei Pfeiler, die Halt geben in einer durch Unsicherheit geprägten Zeit: Wissenschaftliche Grundlagen, Intuition und Erfahrung und starke Grundwerte. Dabei nehme die Waldfläche eine zentrale Rolle ein, denn ohne Fläche gäbe es keine Waldleistungen. Im Oktober 2022 soll ein Folgetreffen für Förster und Betriebsleitende, aber auch für andere Interessierte stattfinden.
Oliver Graf
Wissenschaftsjournalist und Biologe